Vorfreude – die schönste Abkürzung zum Glück

26. Nov. 2025 | Frühling, Impulse, Sommer

Manchmal trägt das Jetzt ein Leuchten, das aus der Zukunft stammt. Ein Flimmern im Jetzt.

Vorfreude ist dieses besondere Gefühl, das schon im Körper ankommt, bevor das Ereignis überhaupt da ist. Sie gehört zu den seltenen Momenten, in denen wir die Zukunft so deutlich spüren, als wäre sie bereits Wirklichkeit.

Vorfreude ist nicht nur ein Gedanke – sie ist ein körperliches Wissen. Etwas in uns sagt: „Es kommt etwas Schönes.” Und genau darauf reagiert unser Organismus.

Was im Körper passiert, wenn wir uns freuen
Sobald wir Vorfreude erleben, beginnt im Gehirn ein Prozess, der fast schon wie ein kleines inneres Feuerwerk wirkt:

  • Dopamin wird ausgeschüttet – unser „Motivations- und Vorfreudehormon“. Es macht wach, aufmerksam, lebendig.
  • Das Belohnungssystem reagiert bereits auf die Erwartung – manchmal sogar intensiver als auf das Ereignis selbst. Die Vorstellung kann kraftvoller sein als die Realität.
  • Der Körper schaltet in eine positive Erwartungshaltung: mehr Energie, mehr Offenheit, manchmal auch dieses typische Kribbeln im Bauch.

Wichtig zu wissen: Die Forschung unterscheidet zwischen „Wanting“ (das Verlangen, die Erwartung) und „Liking“ (das tatsächliche Genießen der Belohnung). Dopamin ist primär für das Wanting zuständig – es aktiviert und motiviert uns, zieht uns in Richtung dessen, was kommt. Deshalb hat Vorfreude ihre ganz eigene Qualität: Sie ist nicht nur Vorstufe, sondern ein eigenständiges Glückserlebnis.
Man kann sich das wie einen neuronalen Samen vorstellen: Er beginnt zu wachsen, bevor überhaupt etwas sichtbar ist. Die Zukunft wirkt auf die Gegenwart – biologisch, nicht nur emotional.

Beispiele der Vorfreude

  • Morgens, schon beim Aufstehen – die Vorfreude auf den ersten Kaffee. Der Körper weiß es längst.
  • Der Duft aus dem Ofen. Noch bevor das Essen fertig ist, läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
  • Meine kleine Wuschelhündin Hada, wenn ich ihr das Halsband anlege – jetzt geht’s gleich los.
  • Eine schwangere Frau, die sich auf ihr Baby freut. Das System beginnt Bindung, Nestbau, Vorbereitung lange vorher.
  • Ein Kind vor Heiligabend. Große Augen, vibrierende Unruhe.
  • Der erste spürbare Frühlingstag nach einem langen Winter. Die Luft verändert sich – und wir gleich mit.
  • Der Besuch von Freunden am Abend. Schon beim Aufräumen, beim Tischdecken beginnt die Freude – nicht erst, wenn es klingelt.
  • Schmetterlinge im Bauch – die Vorfreude auf ein Date, auf ein Wiedersehen. 
  • Vorfreude auf eine Reise. Bereits beim Planen öffnet sich das Nervensystem in Richtung Freiheit.

Alle diese Situationen zeigen: Der Körper spürt die Zukunft, bevor sie passiert.

Warum Vorfreude so wertvoll ist

Vorfreude macht das Leben weicher. Sie motiviert. Sie verbindet uns mit dem, was uns wichtig ist.
Und sie zeigt: Unser Gehirn kann Glück nicht nur im Moment erzeugen, sondern auch im Voraus.

Wenn Vorfreude schwerfällt

Nicht jedem fällt es leicht, sich zu freuen, bevor etwas da ist.
Manche Menschen haben gelernt, Vorfreude vorsichtig zu dosieren – aus Angst vor Enttäuschung.
Wer oft erlebt hat, dass Erwartungen nicht erfüllt wurden, schützt sich manchmal, indem er gar nicht erst hofft.
Das ist keine Schwäche. Es ist ein Schutzmechanismus.
Aber er hat einen Preis: Wer Vorfreude nicht zulässt, verzichtet auf einen Teil des Glücks, der bereits im Weg liegt – nicht erst am Ziel.

Die gute Nachricht: Vorfreude lässt sich üben. Unser Gehirn ist lebenslang formbar – die neuronalen Bahnen für positive Erwartung lassen sich neu trainieren. In kleinen Dosen. Mit kleinen Dingen.
Je öfter wir dem Körper erlauben, sich auf etwas Schönes einzustimmen, desto leichter wird es.

Vorfreude vs. Erwartungsdruck

Vorfreude hat eine Zwillingsschwester, die ihr ähnlich sieht – aber anders wirkt: der Erwartungsdruck.
Wo Vorfreude öffnet, verengt Erwartungsdruck. Wo Vorfreude fließt, verkrampft Erwartungsdruck.

Der Unterschied liegt oft in einer kleinen Nuance:

  • Vorfreude sagt: „Es wird schön.” (offen, vertrauend)
  • Erwartungsdruck sagt: „Es muss schön werden.” (fordernd, kontrollierend)

Sobald ein „Muss” ins Spiel kommt, kippt die Energie. Der Körper spannt sich an.
Wenn du merkst, dass deine Vorfreude sich schwer anfühlt, frag dich: Freue ich mich – oder fordere ich gerade etwas von der Zukunft?
Echte Vorfreude braucht kein bestimmtes Ergebnis. Sie genießt den Weg.

Vorfreude als Ressource – neurobiologisch & metaperspektivisch

Hier beginnt der spannende Teil:
Vorfreude ist nicht nur etwas, das passiert. Sie ist eine Ressource, die wir bewusst nutzen können.
Wenn du dich auf einen Wunsch, ein Ziel oder eine Absicht ausrichtest, entsteht ein Moment, in dem du die Zukunft innerlich berühren kannst. Das Gehirn reagiert darauf unmittelbar:

  • Dopamin steigt,
  • Motivation beginnt,
  • das Nervensystem öffnet sich,
  • der Körper stimmt sich ein.

Aus der Metaperspektive betrachtet, passiert etwas Wunderschönes: Gegenwart und Zukunft treten in Resonanz. Vorfreude wird zu einem inneren Magnetfeld – sie zieht dich sanft in Richtung dessen, was du erschaffen möchtest.

Wie ADA die Vorfreude verstärkt

ADA steht für Ausrichtung – Dankbarkeit – Aktivierung und beschreibt drei Qualitäten, die zusammenwirken, um innere Zustände bewusst zu gestalten:

  • Ausrichtung: Wenn du weißt, worauf du dich freust, beginnt der Körper bereits, diesen Zustand vorzubereiten.
  • Dankbarkeit: Dankbarkeit für das, was kommt, wirkt wie ein Verstärker – sie macht das Zukunftsbild spürbarer.
  • Aktivierung: Vorfreude bleibt nicht im Kopf – sie wird spürbar, breitet sich aus, durchzieht den ganzen Körper. Ein Kribbeln, ein Leuchten, eine Wärme. Lass sie da sein, lass sie sich ausbreiten.

Von dort aus beginnt das Wirken. Ganz von selbst. Die Energie ist magnetisch mit der Ausrichtung verbunden – sie folgt dem, worauf du dich ausrichtest. Nicht als Zwang, sondern als natürlicher Ausdruck dessen, was der Körper bereits spürt.
So lässt Vorfreude die Freude der Zukunft in den jetzigen Moment hineinfließen.
Vorfreude ist also nicht nur ein Gefühl. Sie ist ein Werkzeug. Ein innerer Verbündeter.

Worauf freust du dich gerade? Es muss nichts Großes sein. Oft beginnt Vorfreude ganz leise – mit einem kleinen Leuchten. Ein Flimmern im Jetzt.